Gnadenlos strapaziös
Voller Terminplan in den 3. Handball-Ligen
Die 3. Handball-Liga soll Anfang Oktober starten und dürfte die Spieler an ihre körperlichen Grenzen bringen
Bremen. Geduld ist angesichts der Corona-Pandemie seit Monaten in allen gesellschaftlichen Bereichen gefordert – natürlich auch im Sport. Die Handballer des ATSV Habenhausen werden aber auch einen langen Atem benötigen, um die kommende Saison durchzustehen. „Wir werden dafür eine verdammt gute Grundlage benötigen“, sagt ihr Trainer Matthias Ruckh.

Felix Meier ist im Kader des ATSV Habenhausen derzeit der einzige Rechtsaußen und dürfte entsprechend viele Spielanteile bekommen.
Der Deutsche Handballbund (DHB) hat jetzt die Rahmentermine für die vier 3. Ligen der Männer festgelegt. Vor den 72 deutschen Drittligisten, in Blöcken zu jeweils 18 Mannschaften verteilt auf die Staffeln Nord-Ost, Nord-West, Mitte und Süd, liegen zwischen dem Start am ersten Oktober-Wochenende und der Schlussrunde am 6. Juni 2021 34 Spieltage. Der Aufsteiger aus Bremen gehört zur Nord-West-Staffel (s. nebenstehenden Text) und trifft nicht nur auf die „alten Bekannten“ aus Oberliga-Nordsee-Zeiten, OHV Aurich und TV Cloppenburg, sondern auch auf den finanziell herausragend dastehenden TuS Vinnhorst Handball. Dessen Hauptsponsor ist der Gründer der Zeitarbeits-Gesellschaft (ZAG), Martin Weiß, mit dessen Geld der Verein in den vergangenen drei Jahren drei Aufstiege feierte und mit dem er nun gleich durchstarten möchte in die 2. Bundesliga.
„Vinnhorst ist einer der Topfavoriten“, sagt Matthias Ruckh. Mittelfristig, das haben er und Teammanager Thomas Hasselmann mehrfach betont, streben ja auch die Habenhauser die 2. Bundesliga an. Doch erst einmal wären sie froh, wenn sie im ersten Jahr der Zugehörigkeit die 3. Liga halten könnten. „Vier Absteiger sind hart“, sagt der ATSV-Coach. Der DHB hatte frühzeitig angekündigt, dass er nach der Aufstockung der 3. Ligen wegen Corona die Spielklassenstärke so schnell wie möglich wieder reduzieren wolle. So wartet auf die Teams nicht nur eine besonders lange Saison, sondern auch ein besonders schwerer Kampf um den Klassenerhalt.
Als Trainer eines Aufsteigers muss man wohl ein Ziel wie den Klassenerhalt ausgeben. Das ist auch keine falsche Bescheidenheit, zumal die Habenhauser sich bei ihren bisherigen drei Drittliga-Aufenthalten nach nur einem Jahr wieder verabschieden mussten. Doch zur Wahrheit gehört, dass sich auch der ATSV Habenhausen mit Martin Vulic, Bjarne Budelmann und Dennis Summa hochkarätig verstärkt hat. So besteht für den Klub keine Notwendigkeit mehr, sich um weitere Spieler zu kümmern. Selbst auf der Rechtsaußenposition nicht, wo der ATSV mit Felix Meier derzeit nur über einen „gelernten“ Rechtsaußen verfügt. „Ihm trauen wir zu, dort allein zu spielen“, sagt sein Trainer. Und bei Bedarf dürfte Linkshänder Martin Vulic, der vor allem für den halbrechten Rückraum vorgesehen ist, wohl eine ziemlich gute Alternative zu Felix Meier sein.
Seit Anfang Juni befinden sich die Habenhauser in der Vorbereitung auf ihre vierte Drittliga-Spielzeit. Beim Start wusste niemand, wann es losgehen würde – nun ist klar, dass sich die Vorbereitung über vier Monate erstrecken wird. „Eine spannende Phase bis zum ersten Spiel“, sagt Matthias Ruckh. Spannend sei sie auch deshalb, weil er nicht weiß, ob die lange Pause vielleicht zum Problem werden und ob der Spannungsbogen innerhalb des Teams möglicherweise reißen könnte. „Eine so lange Pause habe ich noch nie gehabt“, sagt der 38-Jährige und lacht.
Gut sei der frühe Beginn auf jeden Fall, um die Spieler körperlich fit zu machen. Denn bis zum 6. Juni 2021 werden alle Drittliga-Handballer lediglich vier freie Wochenenden haben – zwei zu Weihnachten und zum Jahreswechsel, eins Mitte Februar und eins zu Ostern. Dieser eng getaktete Spielplan lässt den Trainern keine Zeit, um während der Saison noch an den körperlichen Grundlagen der Akteure zu arbeiten. Nach anderthalbwöchiger Pause werden die Habenhauser an diesem Donnerstag wieder ins Training einsteigen. Vier Einheiten während der Woche und eine am Wochenende stehen dann an, eventuell mal ein Trainingsspiel, im August außerdem vier Tage mit Training von morgens bis abends. Abgesagt hat der ATSV das Trainingslager in Kiel vom 30. Juli bis 2. August wegen Beschränkungen in Schleswig-Holstein.